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Kiffen – Spaß oder Gefahr?

Kiffen – Spaß oder Gefahr? Foto: © stefan_weis - Fotolia.com Kiffen – Spaß oder Gefahr?

Ist nicht so schlimm, macht sogar Spaß, ist eine echte Gefahr? Die Verunsicherung der Eltern, wenn sie ihren Jugendlichen beim Kiffen erwischen, ist groß. Was passiert tatsächlich, wenn Jugendliche mal einen Joint rauchen? Und wie können Eltern eingreifen?

High sein, frei sein? – wenn Jugendliche zum Joint greifen

Klar, früher haben viele der heutigen Eltern selbst zur Tüte gegriffen. Hat ja sogar ein amerikanischer Präsident zugegeben und auch ein bundesdeutscher Außenminister. Aber die Hippie-Droge von damals, die diesen wunderbar leichten Schwebezustand hervorrief, erst tollen Sex versprach und dann das Einschlafen erleichterte, ist passé. Der Stoff von heute ist weitaus stärker: Der Gehalt des Wirkstoffes THC (siehe „Wirkstoff“) ist im 21sten Jahrhundert bis zu 20 mal höher als in den 68er Jahren.

Gründe, warum Jugendliche einen Joint rauchen, sind ähnlich wie die, die zum Alkoholkonsum führen: Liebeskummer, Stress in der Schule, Stress mit den Eltern, mal abschalten wollen, den Kopf frei bekommen wollen, Spaß mit Freunden haben, eine gute Zeit haben. Dabei gilt Haschisch als „leichte“ Droge. Doch gerade für Jugendliche unter 16 Jahren und Heranwachsende stimmt das so nicht. Ihr Gehirn ist noch in der Entwicklungsphase, daher können Schädigungen langfristiger und schwerer sein als bei Erwachsenen.

Weitere Informationen

Wirkstoff
Über 60 Wirkstoffe können sich in gepresstem Cannabis befinden. Am bekanntesten ist THC (Tetrahydrocannabinol). Es kann in der Masse einen Anteil von 20 % erreichen. Es wirkt auf die Psyche, kann Ängste mindern und hemmen. Bei Krebs- und AIDS-Patienten wird es auch als Schmerzmittel eingesetzt. Es hilft ebenfalls gegen Übelkeit und Erbrechen, kann den Appetit anregen und das Herz-Kreislauf-System stimulieren.

Beim Inhalieren gelangen bis zu 20 % des aufgenommenen THC ins Blut, beim Schlucken nur etwa sechs Prozent. Die tödliche Dosis liegt bei vier Gramm reines THC pro Kilo Körpergewicht. Sie kann durch Inhalieren nicht erreicht werden. Ein 80 Kilo schwerer Mann müsste demnach über 300 Gramm reines THC essen, um an den Folgen zu sterben. Daher sind Todesfälle, die auf die Einnahme von Cannabis zurückzuführen sind, nicht bekannt.

Betäubungsmittelgesetz
Cannabis ist in das Betäubungsmittelgesetz vom 24.12.1971 aufgenommen.
www.gesetze-im-internet.de/btmg_1981/

Strafe beim Cannabiskonsum
Wird man mit „geringen Mengen“ Cannabis, die offensichtlich zum Eigenbedarf bestimmt sind, von der Polizei erwischt, wird in der Regel wegen des nicht vorhandenen öffentlichen Interesses ein Strafverfahren eingestellt. Es darf jedoch keine Fremdgefährdung, kein Handel und kein stetiger Konsum vorliegen. Wie hoch eine geringe Menge ist, regeln die Bundesländer unterschiedlich; in Nordrhein-Westfalen gelten derzeit zehn Gramm Cannabis brutto als Kleinstmenge.

Beratungsstelle online
Sehr gute weiterführende Infos zu allen Arten von Drogen und eine Online Drogenberatung für Jugendliche auf  www.drugcom.de

Basisinformationen zu Cannabis
Broschüre zum Download:
www.bzga.de/infomaterialien/suchtvorbeugung/cannabis-basisinformation/

Kiffen bei Jugendlichen erschwert das Lernen

Verschiedene Studien belegen: Wer früh in den Drogenkonsum einsteigt, hat mit schwereren Schädigungen zu rechnen und kann nicht mehr so leicht aufhören. Bei Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren stellte eine australische Forschergruppe fest, dass ihre Leistungsfähigkeit gegenüber gleichaltrigen abstinenten Jugendlichen deutlich niedriger war. Vor allem die verbale Ausdrucksfähigkeit, Aufmerksamkeit

und Gedächtnisleistung waren beeinträchtigt. Andere Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Kiffen bei Jugendlichen das Lernen erschwert. Insbesondere nach jahrelangem Gebrauch sei es im Vergleich zur Gruppe der Abstinenten um über 50 Prozent schwieriger, neue Lerninhalte aufzunehmen und zu verarbeiten.

Wer also für das Abitur lernt oder sich in der Ausbildung kurz vor der Prüfung befindet, sollte lieber Entspannung auf anderen Wegen suchen.

Allerdings sollte man auch nicht dramatisieren. Denn Befragungen der Ginko-Stiftung ergaben: Nur etwa zehn Prozent der Jugendlichen, etwas mehr Jungen als Mädchen, haben Interesse am Ausprobieren von Cannabis. Etwa 70 Prozent lehnen das hingegen klar ab.

Gespräch zwischen Eltern und Kindern

Wenn Eltern nun den typisch süßlichen Geruch aus dem Zimmer ihrer Kinder riechen, sollten sie nicht in Panik verfallen. Und vor allem nicht hineinstürmen und Losbrüllen. Nützt nix, die Kinder sind ja gerade sowieso im Rausch und nicht gerade aufnahmefähig. Also sollten sich Eltern besser zusammensetzen, ihre erste Reaktion aussprechen und dann über ihre eigenen Drogenerfahrungen – Alkohol, Zigaretten, Marihuana etc – sprechen. Und diese durchaus auch hinterfragen.

Denn gerade die eigenen Erfahrungen sind authentisch und können den Jugendlichen mehr über den Umgang mit Drogen vermitteln als abstrakte Hinweise auf Schädigungen: warum hat man das gemacht, in welcher Situation, allein, mit Freunden, wollte man sich etwas beweisen oder den anderen, warum hat man damit aufgehört.

Selbstverständlich sollten die eigenen Sorgen und Befürchtungen angesprochen werden. Denn das zeigt dem Kind: Den Eltern bin ich nicht egal. Das Nachfragen nach den Gründen sollte behutsam gestaltet werden. Auch Eltern werden schließlich nicht gerne ausgefragt und wollen selbst bestimmen, wann und wem sie von ihren Problemen erzählen. Und es sollten keine unrealistischen Ziele gesetzt werden. „Du hörst sofort auf damit“ ist genauso unerreichbar wie „du schreibst in der nächsten Arbeit gefälligst eine Eins!“ Dabei sollten Eltern immer im Auge haben: Die beste Drogenprävention ist ein gutes und liebevolles Verhältnis zu ihren Kindern. Und das sollte nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Letzte Änderung amDonnerstag, 07 August 2014 14:53
Ralf Ruhl

Ralf Ruhl arbeitet als selbstständiger Journalist und Redakteur. Er lebt mit seiner Familie in Göttingen. Seine Kinder haben die Pubertät hinter sich. Und er auch. Glaubt er...

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