Krankheit und Sucht

Gefährliche Depression oder pubertäre Selbstfindung?

Gefährliche Depression oder pubertäre Selbstfindung? Foto: © hikrcn - Fotolia.com Gefährliche Depression oder pubertäre Selbstfindung?

„Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt“, wer kann sich nicht an die Stimmungsschwankungen zurück erinnern, die sich durch die Pubertät zogen.

Zu Tode betrübt, verschlossen, gereizt, gelangweilt, grüblerisch mit sich und der Welt unzufrieden, einige Merkmale, die als Symptome von Depressionen aufgezählt werden, können auch Bestandteile einer ganz normalen jugendlichen Entwicklung sein. Dies erfährt man auf der Internetseite des Vereins „Deutsches Bündnis gegen Depression“. Die Grenzen zwischen normaler Entwicklung und depressiver Symptomatik seien jedoch fließend und genau darin bestehe die Schwierigkeit einer eindeutigen Diagnose. Die unterschiedlichen Bilder der Depression würden häufig dazu führen, dass die Depression im Jugendalter oft nicht oder sehr spät erkannt werde.

Depression im Jugendalter

Laut der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP), sind etwa ein Prozent der Vorschulkinder von einer behandlungsbedürftigen Depression betroffen, Schulkinder zu zwei bis drei Prozent.  Zwischen 10-20 Prozent erkranken bereits im Jugendalter an einer Depression. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter. Während vor der Pubertät das Geschlechterverhältnis eher ausgewogen ist,  stellt sich danach ein Verhältnis von 2 : 1 zu Ungunsten von jungen Mädchen und Frauen ein. Das heißt: Junge Frauen erkranken doppelt so häufig wie jugendliche Männer an Depressionen.

Weitere Informationen

Hilfe für Jungendliche mit Depressionen gibt es hier:
www.buendnis-depression.de
www.deutsche-depressionshilfe.de

Selbstverletzendes Verhalten-Symptom einer Depression

Häufig seien Depressionen im Jugendalter mit Angststörungen (über ein Drittel) und Störungen des Sozialverhaltens (ca. 40 Prozent) kombiniert. Nicht selten gingen Angststörungen depressiven Störungen voraus und erhöhten das Risiko, an einer Depression im Jugendalter zu erkranken. Der deutliche Anstieg von selbstverletzendem Verhalten in den letzten zehn Jahren bei Jugendlichen gehe auch mit einer Zunahme von gedrückter Stimmung, Selbstwertzweifel und suizidalen Tendenzen einher.

Hilfeangebote bei Depressionen im Jugendalter

Umso wichtiger sei es, die Symptome einer Depression, rechtzeitig zu erkennen und diese nicht als „normale Bestandteile der pubertären Selbstfindung“ zu bagatellisieren, raten die Experten von der DGKJP: „Adäquate Behandlungsangebote finden betroffene Kinder und Jugendliche und ihre zu Recht besorgten Eltern bei Kinder- und Jugendpsychiatern und -psychotherapeuten. Auch Erziehungsberatungsstellen und andere auf Kinder und Jugendliche spezialisierte Einrichtungen können bei der Einschätzung einer Depressionssymptomatik im Kindes- und Jugendalter zunächst weiterhelfen.“ Die DGKJP hat hierzu aktuelle S3-Leitlinien (2013) zur Depression zusammengestellt  und herausgegeben (Leitlinie Depression).

Natürlich gehört auch dazu, in einem sensiblem Gespräch mit dem betroffenen Jugendlichen dessen Bereitschaft für Hilfe von außen zu wecken.

Letzte Änderung amDienstag, 05 August 2014 10:27
Helga Wissing

Helga Wissing ist freie Journalistin und lebt mit ihren zwei Töchtern in einer Kleinstadt in Nordrhein Westfalen. Mit einer 16-Jährigen unter einem Dach weiß sie genau, wovon sie schreibt. Wechseljahre und Pubertät prallen aufeinander. Ihr Tipp: Ruhe bewahren und trotzdem lieb haben.

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