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Wenn das Essen Angst macht- Essstörung in der Pubertät

Bulimie, Magersucht - Essstörungen bei Jugendlichen Foto: © RioPatuca Images - Fotolia.com Bulimie, Magersucht - Essstörungen bei Jugendlichen

Marie (15) wird immer dünner. Die Knochen zeichnen sich bereits deutlich unter ihrer Haut ab. Dennoch hält sich das Mädchen noch für zu dick. Jedes Angebot, etwas zu essen, gleicht einer Beleidigung.

Vanessa (17) isst zwar mit gutem Appetit, manchmal fällt sie sogar richtig über den Kühlschrank her, nimmt aber trotzdem nicht zu. Allerdings ist sie blass, leidet unter Vitaminmangel und hat häufige Infektionen. Max (12) stopft alles in sich hinein, was er nur kriegen kann. Nie ist er satt. Inzwischen hat das unkontrollierte Essen sichtbare Folgen. Max zeigt deutliche Fettansätze an Bauch, Brust und Oberschenkeln.

Essstörungen im Jugendalter

Eines haben diese Jugendlichen gemeinsam: Sie leiden an so genannten Essstörungen. Und diese beginnen häufig im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter. Die Magersucht, an der Marie leidet, beginnt meist in der Pubertät. Sie kommt gehäuft im Alter von durchschnittlich 16 Jahren vor. Die Bulimie (Ess-Brechsucht), von der Vanessa betroffen ist,  tritt in der Regel zwei bis drei Jahre später auf. Bei den reinen Essattacken ohne Hungern und Erbrechen (BES), denen Max ausgeliefert ist, zeigen sich erste Symptome meist schon in der frühen Pubertät. Die Krankheit entwickelt sich allerdings erst vollständig im frühen Erwachsenenalter.

Hilfe im Internet

Internetseite für Angehörige und Betroffene
www.anad.de
www.bzga-essstoerungen.de/index.php?id=248

Frauen und Mädchen leiden häufiger an Magersucht

Etwa ein Prozent der Frauen erkranken während ihres Lebens an einer Magersucht, circa zwei Prozent leiden an einer Bulimie. Dabei sind Frauen etwa zwölf Mal häufiger betroffen, als Männer. An Essattacken ohne Hungern und Erbrechen (Binge-Eating-Störung) erkranken zwischen zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Frauen sind hiervon etwa doppelt so häufig betroffen.

Inneren Hunger stillen

Ob Bulimie oder Magersucht, für Eltern ist das Verhalten ihrer betroffenen Kinder kaum nachzuvollziehen. Vor allem wenn das Kind nicht isst, entstehen Sorgen und Ängste, die sogar wütend machen können. Doch Vorwürfe, Drohungen oder gar Zwang helfen hier gar nicht. Im Gegenteil. „Wer eine Essstörung hat, kann nicht mehr unbeschwert essen, um seinen Hunger zu stillen. Es geht dann nicht mehr um ,Hunger’ und ,satt’. Der Betroffene  versucht, über Essen oder Nicht-Essen ein Problem zu lösen, eine innere Not zu überwinden, sich zu trösten, abzulenken oder einen inneren Hunger zu stillen. Gleichzeitig macht das Essen Angst.“  So beschreiben die Experten des Vereins ANAD sehr einfühlsam die Problematik. Dieses Team aus Ärzten, Psychologen, Pädagogen und Ernährungsexperten bietet betroffenen Kindern, Jugendlichen und Eltern wertvolle Hilfe.

Letzte Änderung amDienstag, 22 Juli 2014 12:01
Helga Wissing

Helga Wissing ist freie Journalistin und lebt mit ihren zwei Töchtern in einer Kleinstadt in Nordrhein Westfalen. Mit einer 16-Jährigen unter einem Dach weiß sie genau, wovon sie schreibt. Wechseljahre und Pubertät prallen aufeinander. Ihr Tipp: Ruhe bewahren und trotzdem lieb haben.

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