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„Mein Kind ist handysüchtig!“

Das Smartphone als ständiger Begleiter Das Smartphone als ständiger Begleiter

Das Smartphone wird zum ständigen Begleiter der heutigen Jugend. Ständig erreichbar sein und die Möglichkeit haben online zu gehen, scheint besonders in der Pubertät sehr wichtig. So können die Jugendlichen den ganzen Tag mit ihren Freunden in Kontakt stehen und verpassen keine wichtigen Neuigkeiten. Doch ist das schon eine Handysucht?

Das Smartphone als ständiger Begleiter

Eben noch schnell das Foto von den Spaghetti Bolognese am Mittag posten, nebenbei die Aktivitäten der Freunde im sozialen Netzwerk checken und eine Whatsapp Nachricht an die beste Freundin schicken. Für die 15-jährige Beatrix ist das ganz normal. Doch wehe, die Mutter bittet sie, das Smartphone beispielsweise beim Essen beiseite zu legen oder nimmt es ihr gar zur Strafe zwischendurch mal ab.  „Dann ist sie kein Mensch mehr“, sagt Julia Z. „Es ist, als hätte ich sie damit vom Rest der Welt abgenabelt“, beschreibt die allein erziehende Mutter eine Situation, die viele Eltern kennen. Und genau so fühlt sich das für die Realschülerin auch an. „Es könnte doch sein, dass ich wichtige Nachrichten von meinen Freunden verpasse, und das macht mich total kribbelig und unruhig“, sagt sie. Die ständige Kommunikation über Facebook oder den Kurznachrichten-Dienst Whatsapp scheint der jungen Frau unverzichtbar. Ihr Smartphone nimmt sie sogar mit ins Bett. „Mein Kind ist handysüchtig“, sagt die Mutter. Doch stimmt das wirklich?

Ständig im Internet

Immerhin loggt sich der durchschnittliche Benutzer alle sechseinhalb Minuten mobil ins Internet ein. Das hat die jüngste Studie eines bekannten Telefonanbieters ergeben. Dass der Zugang zum Internet bei Jugendlichen immer öfter auch über Smartphone, bzw. Handy stattfindet, belegt die letzte JIM-Studie. Sie wird jährlich vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk durchgeführt. Von 1.200 im Jahr 2013 befragten Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren benutzten 73 Prozent das Internet über ihr Smartphone. Im Jahr zuvor waren es 49 Prozent. Laut der Studie sind Zwölf- bis 19-Jährige in Deutschland 179 Minuten täglich online. Der Großteil dieser Zeit wird nach eigenen Angaben der Jugendlichen für den Bereich Kommunikation verwendet.  Dabei spielt die Nutzung von sozialen Netzwerken eine herausragende Rolle. Vor allem das Handy trägt dazu bei, den natürlichen Wunsch der Jugendlichen zu erfüllen, von anderen angenommen und anerkannt zu werden, auch wenn sie dafür ständig im Internet sein müssen.

Umgang mit dem Smartphone

Die Teilhabe an Medien sei für Kinder und Jugendliche ein wichtiger Bestandteil ihres sozialen Lebens, heißt es in einer Studie der Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag der Krankenversicherung DAK-Gesundheit. Darin geht es zwar in erster Linie um die übertriebene Nutzung von Fernsehen und Computer, doch der Rat der Experten lässt sich auch auf den Umgang mit dem Smartphone und damit die ständige Nutzung des Internets übertragen: „Eltern wie Lehrkräfte sollten das Gespräch suchen und sich für die Mediennutzung der Kinder und Schüler interessieren. Ein offener interessierter Dialog zwischen den Generationen darüber, wie Kinder und Jugendliche Medien nutzen und welche Bedeutung sie für sie haben, kann das Verständnis füreinander schärfen.“

Handysucht und Entzugserscheinungen

Doch was tun, wenn sich die Gedanken ständig um das Handy drehen und es praktisch unentbehrlich wird? Dann kann man durchaus von Sucht sprechen. Es können mehr oder weniger starke Entzugserscheinungen auftreten, die sich zunächst in Form von Unruhe und Niedergeschlagenheit zeigen und schlimmstenfalls sogar zu Angstzuständen und Depressionen führen. Doch während Forscher der Universität Florida bereits vom "Mobile and Internet Dependency Syndrome" (MAIDS) sprechen, ist in Deutschland Handysucht noch kein anerkanntes Krankheitsbild. Eltern die den Verdacht haben dass ihre Kinder betroffen und bereits abhängig vom Handy sind, brauchen professionelle Beratung und Unterstützung. Die bietet beispielsweise die AWO Jugend- und Suchtberatung Prisma.

Letzte Änderung amMittwoch, 27 Mai 2015 19:57
Helga Wissing

Helga Wissing ist freie Journalistin und lebt mit ihren zwei Töchtern in einer Kleinstadt in Nordrhein Westfalen. Mit einer 16-Jährigen unter einem Dach weiß sie genau, wovon sie schreibt. Wechseljahre und Pubertät prallen aufeinander. Ihr Tipp: Ruhe bewahren und trotzdem lieb haben.

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